Ich habe Nicole, meiner Gastgeberin, angeboten in der Früh ihre Pferde zu füttern und abzumisten. Das mache ich sehr gerne. Es fühlt sich ein bisschen nach Heimat an. Heute habe ich keinen Schlafplatz organisiert, aber ich vertraue darauf dass es schon klappen wird. Es gibt einen Reitstall auf der Strecke aber irgendetwas hält mch davon ab dort anzurufen. Also marschieren wir los. Igor ist voll motiviert und ich habe in meiner App wieder von “Fahrrad” auf “Wandern” umgestellt. Der Radweg ist zwar schön flach und war in den letzten Tagen erholsam aber doch recht fad. Die heutige Strecke führt uns zuerst über Feldwege und dann sogar durch einen Wald. Igor und ich sind glücklich und sofort hänge ich ihn ab, damit er frei gehen kann. Das ist wunderschön und die wehmütige Stimmung von Gestern verfliegt allmählich. Es war schön Andi zu sehen, aber es hat schon sehr starkes Heimweh verursacht. Damit habe ich eigentlich vor meiner Abreise nicht gerechnet. Ich dachte dass ohnehin alles so aufregend sein würde dass ich keine Zeit habe zum Nachdenken. Meinen Füßen geht es mit den neuen Schuhen besser, aber dort wo die Blasen schon sind tut es natürlich trotzdem weh. Die Menschen denen ich begegne sind ganz anders als in den letzten Tagen. Meist nur ein kurzer Gruß und oft wird mein freundliches “Hallo“ auch gar nicht erwidert. Auch Menschen die im Garten werkeln sprechen uns nicht wie sonst an. Die Bauernhöfe sind wie Festungen gebaut, keine Spur von Tieren. Obwohl es Schweine geben muss, denn man kann sie überall riechen. Außerdem wird überall Mais angebaut. Igor ist auf den Geschmack von jungen Maispflanzen gekommen. Deshalb muss ich ihn immer, wenn ein Maisfeld kommt anhängen damit er nicht nascht. Da wir unsere Strecke auf ca. 10 Km reduziert haben, lassen wir uns Zeit und machen viele Pausen. So ist wandern wieder schön. Als ich dann in die Nähe von St. Margarethen komme, beschließe ich nicht in den Reitstall zu gehen sondern in den Ort zu marschieren. Ich sehe da gleich am Ortsrand ein Haus mit einem eingezäunten Bereich am Hügel und das Haus sieht aus wie ein umgebautes Bauernhaus. Dann sehe ich zwei Männer im Garten und denke mir dass sie mir sicher weiterhelfen können oder vielleicht auch gleich eine Übernachtungsmöglichkeit haben. Ich habe meine Frage noch gar nicht zu Ende gestellt sagen sie schon „Nein, da gibts nichts. Nur den Reitstall.“ Ich frage noch ein paar Mal nach, aber es kommt nur eine abwehrende Antwort. Na gut denke ich, dann gehe ich zum Reitstall. Dort angekommen sehe ich nur Pferde und keine Menschen. Ich rufe die Nummer, die auf der HP steht an und die Besitzerin meldet sich. Sie klingt etwas abweisend als ich meine Übernachtungsfrage stelle. Es gehe nicht, sie sei außerdem gar nicht da. Ich solle doch zum Wasserberg gehen. Dort gäbe es einen Reitstall der habe sicher was für mich. Ich bin irritiert, das klingt alles so ganz anders als in den letzten Tagen. Ich bedanke mich für die Auskunft und suche in Google nach dem Reitstall Wasserberg. Der Besitzer ist freundlich und interessiert und bietet mir ein Paddock an. Da ich schon wieder Gewitterwolken sehe nehme ich an und gehe nochmals 2 km zum Wasserberg. Es ist ein klassischer Einstellbetrieb, das Paddock ist ein ca. 5x20 großer Abschnitt. Ich nehme es und stelle mein Zelt innerhalb des Paddocks auf. Ich bekomme Heu für Igor, hole mir Wasser und dann beginnt es auch schon zu regnen. Ich verkrieche mich ins Zelt und komme mir komisch vor mitten in einem Einstellbetrieb in einem Zelt zu hocken. Na ja, es kann ja nicht jeden Tag so herzlich und nett sein wie in den letzten beiden Wochen. Igor fühlt sich wohl und das ist für mich die Hauptsache. Er steht bei Regen unter einem Baum während die Einstellerinnen ihre Pferde schnell in ihre Boxen bringen. Es sind einfach ganz unterschiedliche Welten.
Am Abend hört es dann wieder auf zu regnen. Ich frage den Stallbesitzer ob er auch eine Stalldusche hat und er zeigt sie mir. Darüber freue ich mich, denn eigentlich hatte ich das beim Universum so bestellt. Dann sehe ich auf mein Handy und bemerke, dass mir die Stallbesitzerin, Manuela, nochmals geschrieben hat. Ob ich gut am Wasserberg angekommen bin? Ich bejahe und bedanke mich für den Tipp. Für den nächsten Tag habe ich mir am Albrechtsberg ein Quartier organisiert. Es ist zwar etwas weiter weg als geplant und ich muss durch Loosdorf durchgehen aber wenigstens habe ich was Fixes.
Ich lege mich ins Zelt um noch ein bisschen zu lesen und Igor ist genau vor mir. Ich schlafe bald ein, und immer wenn ich aufwache höre ich dass er unmittelbar vor meinem Zelt ist und wenn ich durch die Belüftung am Boden schaue kann ich auch manchmal seine Schnauze oder seine Hufe erkennen. Ich bin schon gespannt wie es morgen weitergeht.
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