Als ich in der Früh aus dem Zelt schaue, sind die beiden Esel im Unterstand. Es sieht aus wie eine Weihnachtskrippe. Der große Igor steht und die kleine süße Mucki liegt zu seinen Hufen. Auch Gerda, meine Gastgeberin, sitzt schon bei ihnen und macht Fotos von dem idyllischen Bild.
Wir lassen die beiden Esel alleine und gehen zu den Kamelen. Ich darf beim Füttern helfen. In Wahrheit versuche ich eher nicht im Weg herum zu stehen um die routinierten Abläufe nicht zu stören. Es sind schon sehr faszinierende Tiere mit ganz besonderer Ausstrahlung. Nachdem sie ihr Kraftfutter bekommen haben, gehen sie auf eine große Wiesenkoppel wo sie zusammen mit dem Damwild, den Nandus und den Mufflons den Vormittag verbringen. Am Nachmittag will Gerda mich und Igor mitnehmen zu ihrem täglichen Kameltraining. Sie geht mit allen Kamelen und den Pferden frei eine Runde durch den Wald. Sie hat meist eine ihrer Reitschülerinnen dabei und die beiden sitzen auf Pferden während alle anderen folgen. Igor zuliebe bleiben die Pferde heute daheim. Es wäre zu gefährlich ihn mit einer fremden Pferdeherde frei mitlaufen zu lassen.
Damit Igor die Kamele schon einmal aus der Nähe kennen lernen kann, lassen wir ihn und Mucki die kleine Eselin die mit den Kamelen aufgewachsen ist, zu ihnen auf die Koppel. Die Kamele sind nur mäßig an Igor interessiert und er bewegt sich zwischen ihnen als wäre er hier zu Hause. Er zeigt überhaupt keine Scheu vor den großen Tieren und hat sichtlich Spaß daran mit Mucki herumzustreifen. Also steht dem Ausflug am Nachmittag nichts mehr im Wege.
So versammeln sich um 14.30 Uhr ein paar Reitschülerinnen, Igor und Mucki sowie 10 Kamele abmarschbereit im Hof. Der Plan ist, dass die Kamele, die den Weg kennen, voraus gehen, dann die Esel, dann die Menschen. Alle halten sich zunächst an Gerda's Anweisungen, dann beschließt Igor sich an die Spitze der Karawane zu setzen. Ich folge meinem selbstbewussten Esel und Mucki weicht ihm sowieso nicht von der Seite. Ca. eine Stunde dauert unser Ausflug. Igor und ich haben die größte Freude daran. Er trabt, galoppiert, frisst, wuzelt sich, immer dicht gefolgt von seiner kleinen Eselfreundin und mir. Ich bin fasziniert und dankbar für dieses wunderschöne Erlebnis. Wenn die Kamele frei über den Berg gehen ist das ein majestätischer Anblick und ich kann gar nicht aufhören Videos zu machen.
Schon die ganze Zeit hängen Gewitterwolken am Himmel und es grollt immer wieder. Trotzdem haben wir Glück und es bleibt trocken bis wir wieder im Stall angekommen sind. Ich bringe Igor und Mucki auf ihre Wiese, wo sie sich gleich in den Unterstand stellen und dösen. Igor hat sicherlich einige neue Eindrücke zu verarbeiten. Dann öffnet der Himmel seine Schleusen und es beginnt heftig zu regnen. Da die beiden Esel gut versorgt sind, nehme ich Gerda's Angebot an und verziehe mich ins Gästehaus wo ich mich heiß dusche, und in meinen Schlafsack einwickle. Draußen scheint die Welt unterzugehen. Ich bedanke mich dafür, dass ich wieder großes Glück habe. Immer wenn es besonders schlimm ist, haben Igor und ich ein festes Dach über dem Kopf. Als es gegen 21.00 Uhr kurz aufhört zu regnen sehe ich nach den Eseln und meinem Zelt. Die Esel gehen gerade zur Raufe um Heu zu fressen und das Zelt ist innen tatsächlich trocken. Dennoch, da Igor sehr zufrieden scheint, beschließe ich im Gästehaus zu schlafen.
Hoffentlich ist es morgen wieder trockener, wenn ich weiter zu Julia ziehe. Mit diesem Wunsch schlafe ich bald tief und fest ein.
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