Wanderung Tag 32

Tag 32

Trotz Regen und der vielen Tierstimmen in der Nacht erwache ich gut ausgeruht. Ich gehe ins Haus um mich zu waschen und treffe dort auch schon Sabine. Wir plaudern kurz, dann versorgt sie ihre Tiere und ich meinen Lieblingsesel. Benny, der kleine Esel ist noch immer ganz verliebt in Igor. Der Himmel ist verhangen und es ist noch etwas kühl, also der perfekte Tag zum Wandern. Nach einem guten Frühstück verabschieden wir uns und wandern los. Es war eine schöne Zeit bei Sabine und zeigt wieder einmal, dass Social Media auch viele positive Seiten hat. Ohne Facebook hätte ich sie, Christina und ihre Familie nicht kennen gelernt.

 

Wir müssen durch den kleinen Ort Schönau gehen und schon von weitem höre ich eine Blasmusikkapelle. Ich blicke auf meine Karte, und eh klar, wir müssen mitten durch den kleinen Ort. Sicher ist dort auch die Festivität. Na gut, dann lernt Igor das auch kennen, denke ich mir und wir gehen weiter. Tatsächlich, wir stoßen bald schon auf die Blasmusikkapelle, gefolgt von einer kleinen Prozession in Tracht oder feierlich sonntäglicher Kleidung. Igor sieht sich das sehr aufmerksam an, die Musik stört ihn nicht. Großteils werden wir ignoriert, einige Menschen betrachten uns neugierig. Als die Prozession fast vorbei ist gehen auch Igor und ich weiter. Eine Frau löst sich aus der Gruppe und fragt ob sie uns ein Stückchen begleiten darf. Sie ist ganz fasziniert von Igor und unserer Reise. Sie begleitet mich ein Stück bis zu ihrem Haus und betont was für eine schöne Begegnung das jetzt für sie war.

 

Dann kommen wir in die Schönbacklamm, die eigentlich ganz einfach zu gehen sein soll. Und so schreite ich optimistisch voran, denn es ist wirklich sehr schön hier. Der Bach rauscht neben uns und der Weg ist einfach zu gehen. Dann sehe ich die erste Brücke die über den Bach führt. Zwei bemooste, feuchte Baumstämme liegen nebeneinander. Ich finde das für einen Menschen schon schwierig, für einen Esel unmöglich. Aber der beste Esel von allen sieht sich die Sache kurz an und geht dann durch den breiten Bach. Ich hoffe das es die einzige Stelle bleibt und hoffe natürlich vergeblich. Noch zweimal müssen wir hin und her aber Igor, der beste Esel auf der Welt hat damit überhaupt kein Problem. Immer sicherer geht er einfach durch Wasser wie ein Pferd. Er fasziniert mich immer wieder. Am Ende der Klamm geht er sogar nochmals freiwillig durch, weil er einen armdicken Graben in der Wiese nicht überspringen mag. Als ich mich umdrehe sehe ich wie er den kleinen Graben misstrauisch ansieht, dann nochmals in den Bach geht um am gegenseitigen Ufer weiterzugehen. So gehen wir einige 100 Meter auf zwei verschiedenen Seiten des Ufers. Ich bin aber recht entspannt denn wenn es tatsächlich keine Brücke mehr gibt ziehe ich mir einfach die Schuhe aus und gehe durch den Bach zu Igor. Aber ich habe Glück, am Ende der Wiese die der Bach durchläuft ist ein betonierter Übergang für Traktoren und wir sind wieder vereint.

 

Dann führt der Weg wieder über die Hügel des Mühlviertels, vorbei an kleinen und großen Bauernhöfen und kleinen Siedlungen. Es ist wirklich wunderschön hier. Da wir gut vorankommen und noch Zeit haben, möchte ich die bequeme Nebenstraße verlassen und den Johannesweg gehen. Das sieht auf meiner Karte sehr schön aus, so neben dem Bach. Zuvor erkundige ich mich noch ob der Weg mit Esel gut begehbar ist und bekomme grünes Licht. Also starten wir und es sieht zunächst gut aus. Dann wird es allmählich felsiger und wir stehen vor einem Überhang unter dem Igor durchgehen muss. Ich gehe voran, Igor duckt sich und kommt mir nach. Ich bin sprachlos und fasziniert zugleich. Dann schaue ich um die nächste Kurve denn der überhängende Felsen hat mich misstrauisch gemacht, und tatsächlich, es wird immer schmäler zwischen den Felsen so dass Igor mit den Packtaschen auf keinen Fall da durch passt. Also beschließe ich umzudrehen, nochmals unter dem Felsen durchzutauchen und den bequemen Weg weiter zu gehen. Ich bin trotzdem froh das wir es probiert haben, sonst hätte ich nicht gesehen was mein Esel alles kann.

 

Das letzte Stück zum Stall geht es steil bergauf und gerade da kommt auch die Sonne heraus. Als ich so das letzte Stück hinaufkeuche, kommen uns zwei Reiterinnen entgegen die sich wundern was ein Esel da alleine im Wald macht. Ich mache mich als Igors Begleitung bemerkbar und es stellt sich heraus da eine der Reiterinnen Barbara ist, meine Gastgeberin. Ich freue mich sehr über die Begegnung und wir gehen gemeinsam zum Stall der wunderschön am Hügel liegt, total ansprechend gestaltet ist und wo alles hell und freundlich wirkt, genauso wie meine Gastgeberin.

 

Da die Sonne jetzt voll herunterknallt, kommen auch die Bremsen wieder. Igor mag nicht auf der Wiese bleiben, in eine Box mag er aber auch nicht. Und so stellt Barbara ihr Herzenspferd Manitou, eine wunderschöner Friese, der im großen Laufstall steht, in seine Box und Igor bekommt die Luxusresidenz. Am Anfang läuft Igor noch im Freien herum, verfolgt von den Bremsen, aber als ich beginne, zusammen mit Barbaras Tochter den Innenbereich des großen Laufstalls auszumisten kommt er zu uns und genießt die bremsenfreie Zone. Er vermisst mich nicht einmal als ich mit Barbaras Mutter eine Runde durch ihren Ziergarten gehe und mich mit Barbara und Freunden und Einstellern von ihr unterhalte. Der Höhepunkt des Abends sind gebackene Parasole, die Barbara frisch gepflückt hat, mit Erdäpfeln, Knoblauchbaguette und Kräutersauce. Dazu einen Salat und selbstgemachten Pfefferminzsaft. Das alles mit Aussicht auf die wunderschöne Hügellandschaft und einen zufriedenen Igor im Rücken.

 

Trotz allem vermisse ich Andi sehr. Ich erzähle viel von ihm und unserem Hof, den er jetzt ganz alleine schnupft. Dabei überfällt mich regelmäßig das Heimweh und die Sehnsucht nach ihm.

Am Abend erkundigt sich Sabine, meine Gastgeberin von gestern die sich über Facebook  gemeldet hat über WhatsApp und erkundigt sich wie es mir geht.  Sie bietet an, dass ich mich jederzeit bei ihr melden kann wenn ich etwas brauche. Ich freue mich so sehr über diese Nachricht denn es ist ein wunderschönes Gefühl, wenn man weiß das jemand da ist, wenn man ihn braucht.

 

Ich lege mich ins Zelt und lasse den Tag nochmals durch meinen Kopf gehen. Es war ein schöner Tag und sicherlich werde ich gut schlafen.

 

Einen Schlafplatz für morgen hat Barbara mir auch schon gecheckt! Bei Siggi, ihrer Freundin, ebenfalls Pferdebesitzerin und Bäuerin.

 

Beim Einschlafen verhaken sich meine Gedanken allerdings bei den Insekten. In den nächsten Tagen wird es heiß, das heißt die Bremsen haben Hochsaison. Während wir unterwegs und in Bewegung sind, ist es noch halbwegs erträglich, aber was ist, wenn ich Igor bei unseren nächsten Gastgebern nicht in einem Stall stellen kann? Auf einer Wiese hält er es nicht aus solange die Plage so schlimm ist.

 

Meine Gedanken kreisen und ich finde keine Lösung. Also schlafe ich mit diesen Sorgen ein und es wird eine entsprechend unruhige Nacht in der ich immer wieder aufwache und weiter nach Lösungen suche aber nicht finde.

 

PS: Wenn du unseren Lebenshof unterstützen möchtest, dann freuen wir uns sehr über eine Spende oder Tierpatenschaft. Hier gehts zu den Infos: Tierpatenschaften  

 

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