Ich wache auf und freue mich auf den wanderfreien Tag. Mein Zelt steht direkt vor dem Eselauslauf sodass ich Igor und seine zwei Kameraden gleich einmal begrüßen kann. Igor hat seine Portion Heu schon aufgefressen und ich bringe ihm schnell frisches Futter und kontrolliere das Wasser. Da es mittenin der Heuerntezeit ist und meine Gastgeber, ein 70igjähries Ehepaar fast alles alleine machen müssen, mache ich mich im Stall nützlich. Ich helfe Marianne die Boxen der eignenen und der Einstellpferde auszumisten. Da sie dabei ihr eigenes System hat, bemühe ich mich ganz besonders.
Am Vormittag kommt auch eine Einstellerin, Claudia, von der Marianne mir schon am Vortag erzählt hat. Claudia hat nämlich voriges Jahr auch eine Weitwanderung über 4 Monate durch Deutschland, die Schweiz und Österreich gemacht. Da gibt es natürlich viel zu reden. Wir verstehen uns gut und sie hilft mir auch eine Übernachtungsmögichkeit für die nächste Station zu finden. Es ist der Alexanderhof, dort war sie selbst sehr lange Einstellerin und kennt die Stallbesitzer gut. Wir sehen uns auch noch gemeinsam die Route an und sie hat ein paar Vorschläge wie man sie schöner und abwechslungsreicher machen könnte.
Dann sitze ich bei Igor und kraule im das Fell. Plötzlich sehe ich den Rasenroborter an meinem Zelt, das ich wegen dem Pausetag natürlich nicht gleich in der Früh abgebaut habe, wie ich das sonst mache. Schnell gehe ich zum Zelt und kann zuerst von außen keinen Schaden sehen. Dann zippe ich es auf und sehe das der Boden an vier verschiedenen Stellen zerfetzt ist. Wie der Roboter es geschafft hat unter das Zelt zu kommen und den Boden zu ruinieren ist mir ein Rätsel. Ich bin verzweifelt. Marianne, die gerade vorbekommt meint, das es ja nicht so schlimm sei, wir können nach Amstetten fahren und dort ein neues Zelt kaufen. Aber für mich ist es schlimm. Die Entscheidung welches Zelt ich mich für die Reise kaufe hat sehr lange gedauert. Es ging um Gewicht, Packmaß, Haltbarkeit, Größe, ob Ein- oder Zweiwandig und wo die Öffnung ist. Nach vielen Überlegungen habe ich mich schließlich, angeregt durch Christina Thürmer, die Weitwanderin, für das Tarptent Rainbow 1 entschieden. Dieses kann man nur in den USA bestellen, was ich auch getan habe. Und jetzt ist der Boden kaputt. Das Zelt ist mein Zuhause für die Zeit der Reise, meine kleine Höhle in der ich mich mittlerweile schon sehr wohl fühle. Ich rufe zunächst einmal Andi an. Der kommt gleich mit einer praktischen Lösung, nämlich Müllsäcke und Gewebeklebeband um den Schaden zu kleben. Ich bitte Marianne um Beides, sie bringt mir drei Rollen Gaffa und Müllsäcke in verschiedenen Größen und Stärken.
Ich versuche den Schaden zu beheben aber das Klebeband hält nur bedingt auf dem Zeltmaterial. Das ist wahrscheinlich extra schmutz und sonstwas abweisen, sodass man nicht einfach irgendwas draufkleben kann. Die Idee die Müllesäcke zurechtzuschneiden und draufzukleben fällt also flach. Glück im Unglück, die Regenwanne ist nicht beschädigt und somit, bleibt das Zelt wenn es regnet, trocken.
Ich bin noch eine Zeitlang frustriert bis ich beschließe das ich es eh nicht mehr ändern kann. Aber der Tag hat einen leicht negativen Beigeschmack. Am Abend erzählt mir Franz, der Mann meiner Gastgeberin, von einem Reporter der um 20.00 Uhr noch vorbeikommen wird um meine Geschichte zu hören. Ich warte und warte, um 21.00 Uhr ist immer noch niemand da und so beschließe ich schlafen zu gehen. Mit dem Geruch von Gewebeklebeband in der Nase schlafe ich ein.
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