Wanderung Tag 37

Ich wache wie immer sehr früh auf und versorgen Igor und die anderen Eseln mit Futter und Wasser. Dann baue ich schnell mein Zelt ab, der Rasenroboter soll nicht nochmals eine Chance haben. Der Weg zum Alexanderhof ist komplett eben, das heißt wir werden schnell sein und ich kann mir in der Früh Zeit lassen. Marianne kommt schon mit dem Frühstück und erzählt mir das Claudia, die Weitewanderin die ich am Vortag bei ihr kennen gelernt habe, ihr geschrieben hat. Sie würde uns ein Stück des Weges, der durch die Ybbser Au führt begleiten. Ich freue mich über das Angebot und schreibe Claudia gleich das es mich freuen würde.

 

Um 8.00 Uhr kommt der Journalist vom Kurier. Da hat offenbar jemand 8.00 Uhr Abends mit 8.00 Uhr morgens verwechselt. Aber es ist egal, ich hab ja keinen Stress und der Mann ist sehr symphytisch. Er fotografiert Igor und mich, Marianne erzählt ihm die Geschichte vom Rasenroboter, die ich zugegbener Maßen noch immer nicht besonders lustig finden kann. Dann packe ich meine Sachen zusammen, sattle Igor mit dem Packsattel und wir gehen los Richtung Blindenmarkt. Wie erwartet ist die Strecke sehr einfach und komplett flach. Das erste Stück geht entlang von Felder, viele Menschen sind damit beschäftigt das Heu einzubringen bevor es wieder regnet. Dann geht es entlang des Radweges der entlang der Südbahnstrecke verläuft. Die lärmenden Züge stören Igor kein bisschen. Da kaum jemand unterweg ist lasse ich Igor wieder frei laufen. Links vom Radweg sind Maisfelder, rechts ist ein Grastreifen und dann kommt auch schon die Lärmschutzmauer der Bahn. Igor versucht die ganze Zeit an mir vorbei an die Maispflanzen zu kommen. Das Gras auf der anderen Seite interessiert ihn nicht. 

Ich schwöre, dieser Esel kann taktieren, eine Eigenschaft die man nur wenigen Tierarten zuschreibt. Immer wieder versucht er mich auszutricksen. Ich versuche ihn vom Mais abzuschirmen, er bleibt stehen, tut so als würde er sich kratzen oder als wäre er nicht am Mais interessiert, um dann wenn ich kurz nicht aufpasse, sofort wie ein Haifisch auf die Maispflanzen zu stürzen. Wir haben wirklich Spaß miteinander während des Weges und es ist sehr kurzweilig. Zwischendurch schreibe ich Claudia immer wieder wo ich bin damit wir uns nicht verpassen. 

 

Nachdem wir die Bahnstrecke hinter uns gebracht haben, kommt sie auf dem Fahrrad und begleitet uns in die Au. Igor zeigt sich von seiner besten Seite und Claudia ist völlig fastziniert von ihm. Er bleibt hinter uns, marschiert fröhlich dahin, ruft einmal da und einmal dort am Gras und sieht sich, so wie ich , ganz fasziniert die Ybbs an. Es gibt einige Stellen die zum Baden einladen, vor allem an so einem warmen Tag. Claudia und ich plaudern über die Vor- und Nachteile des Wanderns alleine. Klar, wäre ich alleine hätte ich an so einer schönen Stelle Pause gemacht und im Fluss gebadet. Mit Igor ist das nicht möglich. Ich habe ihn noch nie irgendwo angebunden und würde auch jetzt nicht damit anfangen. Und ihn frei laufen zu lassen während ich im Wasser plantsche kommt auch nicht in Frage. Ich möchte schon immer in unmittelbarer Nähe von meinem Großen sein. Trotzdem, ich würde die Wanderung ohne Igor nicht machen, stelle ich wieder einmal fest.

Obwohl wir durch die Au wandern sind kaum Insekten unterwegs. Das verstehe ich überhaupt nicht, freue mich aber für Igor sehr darüber. Schließlich kommen wir im Alexanderhof an. Die Zeit ist wie im Flug vergangen mit der anregenden Begleiterin. 

 

Die Gebäude, in denen der Stall untergebracht sind, gehörten einst zum Schloss, das eine malerische Kulisse bildet. Igor und ich bekommen eine große Koppel. Als wir die anderen Pferde passieren, die in ihren Paddocks stehen bricht unter ihnen große Unruhe aus.  Sie schnauben und laufen nervös hin und her und manche können sich gar nicht beruhigen. Alexander, der Stallbesitzer sucht nach Lösungen für unsere Unterbringung während der Nacht. Für den Abend und die Nacht sind nämlich schwere Gewitter angesagt und er möchte uns nicht auf der Koppel schlafen lassen. Schnell sind ein paar Möglichkeiten gefunden. Es gibt einen extra Boxenbereich etwas weiter weg von den andern Pferden. Hier wären Igor und ich alleine und etwas abgeschieden. Dann probieren wir aber doch Igor in eine der gängigen Paddoch Boxen zu stellen, mit einer lehren Box dazwischen und mit größtmöglichen Abstand zu den nervösesten Pferden. Ich kann im Seminarraum direkt gegenüber schlafen, mit direkter Sicht auf Igor. Irmi, die Stallbesitzerin bietete mir auch ein Gästezimmer an, das direkt oberhalb des Seminarraums liegt, mit einem bequemen Bett und ebenfalls direkte Sicht auf Igor. Ich lehne das Gästezimmer ab, ganz genau kann ich mir auch nicht erklären warum überhaupt. Die Nähe zu Igor ist mir enorm wichtig. 

Nachdem Alexanders Frau den Nachmittag über überraschend weg musste bittet er mich ihm beim Ausmisten der Boxen zu helfen. Ich freue mich sehr darüber mcih nützlich machen zu können und sage gerne zu. Alexander ist ein interessanter Gesprächspartner, in vieler Hinsicht komplett gegensätzlich zu mir, aber gerade das macht es so spannend. In vielen wesentlichen Dingen sind wir uns einig und er stellt sehr interessante Fragen zu mir und meiner Reise, den Erwartungshaltungen die ich habe und welche sich davon erfüllt haben. Es macht Spaß so im Gespräch selbst zu reflektieren. Igor steht in seiner Paddock Box und ist nicht ganz glücklich. Er mag nicht ins innere geheh, obwohl es eine breite Tür gibt und er Paddocks eigentlich auch schon kennen gelernt hat. Als ich mich auf einen Sessel zu ihm setze entspannt er sich und beginnt zu fressen. Noch regnet und gewittert es ja nicht, deshab bin ich gelassen. 

 

Ich frage Alexander nach Übernachtungsmöglichkeiten im Umkreis von 15 km. Er kennt sehr viele Leute und Ställe und vermittelt mich an den Reitstall Wögerer. Dort rufe ich an und kann dort auch am nächsten Tag übernachten. Dann erzählt Alexander mir von Margit Rumpl, die mal Reitlehrerin bei ihnen war. Margit ist mit ihrem Hengst alleine den Jakobsweg geritten und hat darüber ein Buch geschrieben. Ich bin gleich sehr hellhörig, diese Frau würde ich gerne kennen lernen. Ihr Wohnort liegt zwar nicht ganz auf meiner Route aber das ist mir egal. Alexander gibt mir die Nummer und ich rufe Margit gleich an. Sie hat durch Alexander schon von mir auf FB erfahren und freut sich das ich zu ihr kommen möchte. Sie hätte mir den Schlafplatz auch von sich aus schon angeboten, aber da ich dafür ein paar km wieder zurück muss, dachte sie das wäre nichts für mich. Ich freue mich riesig, gleich zwei Nächte gesichert, das fühlt sich gut an. 

Ich lege Igor zusätzliches Heu gleich an die Türschwelle zum Innenbereich seiner Box sodass es nicht nass wird, er es aber ohne hineinzugehen erreichen kann. Dann gehe ich in den Seminarraum und suche mir in meinem Rucksack etwas zu Essen.  Ich habe noch immer einen erheblichen Vorrat an Bulgur, Couscous und Trockengemüse. Daraus möchte ich mir ein Abendessen machen. Als ich im Rucksack herumwühle bemerke ich das meine Sackerl, in denen die Lebensmittelvorräter sind, Löcher haben. Ich räume den gesamten Rucksasck aus und finde die Ursache. Die beiden Metallbügel, die die Träger meines Rucksacks stabilisieren, haben sin ich den Innenraum des Rucksacks und in meine Vorräte gebohrt. Definitiv ist das vom Hersteller nicht so gedacht. Ich behelfe mir mit Isolierband, mit dem ich die Spitzen Metallstangen umwickle. Dann finde in der Seminarküche Gefrierbeutel und fülle meine Vorräte um. Ein Blick durchs Fenster, Igor schaut zu mir herein und rupft am Heu. 

Nachdem mein Rucksack wieder gepackt ist mache ich mir endlich etwas zum Essen. In der Seminarküche gibt es auch Mannerschnitten für € 1,- und ich gönne mir ein Packerl als Nachspeise. Dann verziehe ich mich in den Schlafsack und bin rasch eingeschlafen.

 

 

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