Wanderung Tag 39

In der Früh dusche ich nochmals, und gehe nach oben in den Reitbetrieb um mir vom Automaten einen Kaffee zu holen. Heute ist Renate, die Frau meines Gastgebers wieder da und vielleicht bekomme ich ja auch ein Frühstück. Auf jeden Fall braucht Igor noch Heu und so mache ich mich auf den Weg nach oben. Dort treffe ich Renate, wir plaudern ein bisschen über ihren Ausflug den sie gestern gemacht hat. Sie war beim Almauftrieb der Noriker Junghenste, ein Riesenspektakel für das man sich Tickets kaufen kann. Sie erzählt mir wie es dort zugeht, wie die Junghengste sich auf dem Weg zur Alm gegenseitig angreifen und vermöbeln um gleich einmal die Rangordnung festzulegen. Dabei kommt es zu vielen Verletzungen, kein Wunder wenn dort so viele Junghengste, aufeinander treffen. Ich glaube nicht das ich mir sowas einmal ansehen möchte und lasche eher entsetzt ihrem Bericht. Schnell hole ich mir meinen Kaffee und verzupfe mich wieder hinunter zu Igor.

Heute geht’s zu Margit Rumpl und ich freu mich schon sehr darauf sie kennen zu lernen. Alleine mit einem Hengst den Jakobsweg reiten, das ist etwas was mich sehr beeindruckt und eine interessante Persönlichkeit verpricht. Jetzt muss ich nur noch gut durch Purgstall kommen und ich wünsche mir das es eine gemütliche Wanderung wird.

 

Also brechen Igor und ich bald auf. Es geht sehr lange gemütlich der Bahn entlang und wir müssen einige Male die Gleise queren. Die Übergänge für Fußgänger sind genauso befestigt wie jener vor der Donaubrücke, in Grein, wo Igor verweigert hat. Heute geht er wieder ohne zu zögern drüber. Weiß der Geier was er gerade an diesem Tag, wo es richtig gefährlich war, hatte. Dann kommen wir nach Purgstall und zunächst geht’s über eine Wiese und dann in den Wald. Schon bald treffe ich auf eine schmale Holzbrücke in deren Mitte eine Schikane einbebaut ist sodass man weder mit dem Rad noch mit einem größeren Tier wie Pferd oder Esel durchkommt. Das fängt ja gut an, denke ich mir und lese das Schild auf dem steht „Radfahren und das überqueren der Brücke mit Pferden aller Art verboten“. Also gehe ich wieder zurück und prüfe mein Navi nach Alternativen. Die ist leider nur die Bundesstraße. Aber es sieht so aus als müsste ich nur ein kleines Stück der Bundesstraße entlang und dann geht’s wieder runter in den Wald. 

 

Also nehme ich Igor an den Führstrick und wir gehen zur Straße. Diese hat zum Glück einen breiten Grünstreifen auf der Seite sodass wir nicht direkt auf der Straße gehen müssen. Schön ist es trotzdem nicht wenn die Autos mit 100 km/h an uns vorbeibrausen. Aber schon bald sehe ich die Abzweigung die wieder zurück zum Fluss führt und wir gehen runter. Rechts vom schönen Waldweg ist ein langer Maschendrahtzaun. Als wir am Paralellweg zur Erlauf ankommen führen zunächst einmal Stiegen runter. Ich sehe ein paar Menschen und rufe hinunter ob ich den Weg wohl mit einem Esel gehen kann. „Sind da Brücken oder Stiegen oder ganz schmale Wege?“ rufe ich einem Herrn zu der sein Handy heruasnimmt um Igor zu filmen. „Nein, nein“, sagt er ohne den Blick vom Handy zu nehmen, das geht schon. Ich gehe hinunter, Igor folgt mir die ersten Stiegen zögerlich. Er hat ca. die Hälfte geschafft als ich schon unten auf dem Weg bin und gleich einmal eine schmale, lange Holzbrücke vor mir sehe. Ich drehe sofort um und gehe zurück um Igor das letzte Stück Stiegen zu ersparen. Ich frage noch eine Frau ob es einen anderen Weg gibt und sie meint das zu dem Steig, ganz unten am Fluss noch ein leicht begehbarer Parallelweg sein sollte. Igor und ich gehen zurück aber da ist kein Weg mehr, nur der Zaun den ich schon beim Hinweg gesehen habe. Also zurück auf die Bundesstraße die wir dann weiter entlang gehen. Ca. 1 km weiter probieren wir nochmals eine Abzweigung und landen diesmal auf einem breiten, gut begehbaren Weg. Ich frage einige der Menschen die mir entgegenkommen ob der Weg so bleibt aber kaum jemand kann mir Auskunft geben. Alle sagen mir das sie zum ersten Mal hier sind und sich nicht auskennen. In der Zwischenzeit habe ich endlich geschnallt das ich in der Erlaufschlucht bin die offenbar gerade am Sonntag ein sehr beliebtes Ausflugsziel ist. 

 

Ich beschließe es mit Igor zu riskieren und wir gehen den schönen Weg entlang. Zwei Familien mit Kindern begleiten uns eine zeitlang bis wir zu einem großen Parkplatz kommen. Eigentlich müsste ich auf die andere Seite der Erlauf um dann weiter Richtung Scheibbs und zu Margit zu wandern. Aber die bisherigen Brücken waren für Igor unpassierbar weil es nur Fahrradbrücken waren deren Boden meist aus Gitterrost gebaut war. Das macht mein Esel sicher nicht mit. Deshalb hoffe ich auf eine stabile Brücke im Ort Purgstall und gehe auf den Parkplatz. Der ist brechend voll mit Ausflugsgästen, die interessanter Weise vielfach in übler Laune sind. Viele der Paare streiten vor den Kindern, niemand beachtet Igor, den wunderschönen Esel. Einige regen sich über die WC Preise auf und wollen die 50 Cent nicht bezahlen. Mir kommt viel zu Ohren was ich lieber nicht hören möchte an diesem schönen, sonnigen Sonntag. Beim Parkwächter erkundige ich mich nach einer wenig befahrenen Brücke über die Erlauf. Vor mir ist jene der Bundesstraße, die hat aber keinen Gehweg und deshalb möchte ich dort nicht drüber. Sehr umständlich beschreibt mir der gute Mann die verschiedenen Möglichkeiten wie ich Richtung Scheibbs kommen kann. Er ist sich aber oft nicht ganz sicher, verspricht sich, disponiert um und schließlich bedanke ich mich und gehe einfach dem Radweg entlang. Igor und ich finden selbst einen Weg durch die Ortschaft und dann auch wieder heraus. So schwer wars dann gar nicht. Ich grummle trotzdem vor mich hin vor allem über die Auskunft die ich bekommen habe, das die Erlaufschlucht mit einem Esel machbar ist. So ein schmarrn. Hätte ich das gewußt hätte ich mir gleich eine ganz andere Route ausgesucht. Möglicherweise gab es mal einen Parallelweg aber der ist futsch und ich musste die Bundesstraße entlang latschen… 

 

Aber endlich sind wir draußen und auf den letzten Kilometern Richtung Margit. Na ja, ein ziehmliches Stückerl ist es schon noch aber ich kann Igor endlcih wieder vom Führstrick lassen, der sichtlich erleichter ist von mir und meinem Stress wegzukommen. Igor hat alles nämlich im Gegensatz zu mir, sehr gelassen genommen. Der Esel ist wirklich der beste Esel auf der Welt. Schnell beginnt er wieder rechts und links zu fressen und mir langsam nachzugehen. Während ich ihm zuschaue merke ich wie auch ich wieder ruhiger werde. Ist ja nichts passiert, denke ich mir und wenigstens hatte die Bundesstraße einen Grünstreifen. Ohne wäre es wirklich böld gewesen, so war es einfach nur unangenehm. Unterwegs treffen wir noch ein paar Leute und ich bekomme eine Handvoll Weichseln geschenkt über die ich mich sehr freue denn ich habe einen leeren Magen. Ich hoffe das es bei Margit was zu essen für mich gibt denn Vorräte hab ich gerade nicht mehr. Auch in Purgstall war nichts wo ich mir etwas hätte kaufen können.

 

Und so kommen wir bei Margit an, die zwar noch nicht zu Hause ist mir aber beschreibt wo Igor und ich übernachten können. So stelle ich meinen Esel einmal auf die Koppel, ziehe im die Fliegendecke über denn es sind wieder viele Bremsen unterwegs und setzte mich zu ihm um zu warten. Es dauert nicht lange bis Margit kommt. Sie bietet mir gleich einmal einen Kaffee und Kuchen an, den ich dankbar in mich reinstopfe. Igor ist in Sichtweite zu ihren beiden Stuten die den Esel sehr aufregend finden und sich ein bisschen vor ihm fürchten. Sie zeigt mir auch ihren Hengst, der mittlerweile in Pension ist, aber noch immer bei ihr lebt. Mit ihm hat sie damals das Abenteuer Jakobsweg gemacht und jetzt hat er ein gemütliches Leben mit einer pensionierten Shattystute die seine Gefährtin ist und ebenfalls bei Margit lebt. 

 

Ab Abend lerne ich Margits Vermieterinnen kenne. Ein sehr nettes Paar mit denen sich Margit auch sichtlich gut versteht. Margit kocht Spaghetti für alle und wir haben einen wunderschönen Abend umgeben von den Pferden und Igor. Margit lädt mich ein noch einen Tag zu bleiben. Meine nächste Übernachtungsmöglichkeit ist nämlich in Mank bei Gianna Rose, die sich über Facebook gemeldet hat. Bei ihr ist es aber günstiger wenn ich erst einen Tag später komme da sie sonst im Dienst als Sozialarbeiterin ist und wenig Zeit für mich hat. Ich nehme das Angebot gerne an da auch Igor sich sichtlich wohl fühlt bei Margit und ihren Freundinnen. Und so schlafe ich mit Vorfreude auf den nächsten schönen Tag bald ein.

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