Wanderung Tag 41

Am nächsten Tag geht’s weiter nach Moschendorf. Wir verabschieden uns vom 4-Mäderl Haus und machen uns auf den Weg. Diesmal steht, so denke ich, eine wenig anstrengende Wanderung am Tagesplan und vor allem auch eine kurze Etappe. Auch ein Übernachtungsplatz ist schon gesichert, bei Ramona die einen kleinen Einstellbetrieb führt, aber hauptsächlich als Bereiterin arbeitet. Sie ist auch eine Bekannten von Margit. Da Margit als mobile Reitlehrerin in vielen Ställen unterwegs war kennt sie ihre Umgebung sehr gut.

 

Wir gehen über sanfte Hügel, ein bisschen durch den Wald und über Felder. Immer wenn irgendwo Sojabohnen angegaut werden, muss ich Igor an den Führstrick hängen. Die Pflanzen haben sich zu seinem Lieblingsfutter entwickelt und freiwillig geht er kaum von einem Feld weg. Wir treffen ein paar Leute, plaudern ein bisschen mit ihnen über Igor und unsere Reise und kommen bald in die Nähe unseres Übernachtungsplatzes. Es ist sehr heiß und viele Insekten sind unterwegs. Da aber ein leichter Wind geht ist es für Igor sehr gut erträglich. 

 

Wir kommen bei Ramona an die einen großen Laufstall für ihre eigenen Pferde hat und auch für die Berittpferde die bei ihr stehen. Igor kann wenn er möchte aufs Viereck gehen, was aber noch in der prallen Sonne und somit wenig attraktiv ist. Als Alternative bietet sie mir ihren gesamten Innenhof inklusive Reithalle an. Igor sieht sich den Hof an, geht in die Halle und gibt mir zu verstehen das er gerne dort bleiben möchte. Ich nehme ihm den Führstrick und den Halfter ab und sofort wuzelt er sich auf dem Boden. Der Hof ist schön schattig und so richtig ich ihm hier seinen Futterplatz und Ramona bringt Wasser in einem Kübel. Dann setzt sie sich mit ihren Kindern zu mir und wir plaudern über ihren Zugang zu Pferden und vor allem über ihre Tätigkeit als Bereiterin. Ihr Mann kommt später auch dazu. Er arbeitet mit dem Schwiegervater im gegenüberliegenden Milchviebetrieb. 

 

Da Ramona im Vorfeld schon unsere Insta- und Facebook Seite gesehen hat, gehe ich davon aus das sie auch auf unserer Homepage gelesen hat das Andi und ich vegan leben. Auf der Reise habe ich mir selbst erlaubt auf vegetarische Kost umzusteigen, es wäre sonst einfach zu schwierig für mich etwas zu Essen zu bekommen. Vor allem meine Gastgeber, die mich sehr oft zum Essen einladen, wären mit veganer Kost überfordert.  Ich habe gemerkt das ich mit verarbeiteter Milch oder Eiern kein Problem habe. Das heißt zum Beispiel Kuchen kann ich gut essen und auch Aufstriche auf Milchbasis sind in Ordnung. Pure Milch oder Joghurt aus Kuhmilch sowie Schnittkäse esse ich nicht. Gerade Schnittkäse ist oft nicht vegetarisch weil das Labenzym, das zur Gerinnung der Milch führt, aus Kälbermägen gewonnen wird. Außerdem habe ich Angst das ich die puren Milchprodukte nicht gut vertrage nach 10 Jahren kuhmilchfreier Ernährung. 

 

Wir sprechen das Thema aber nicht direkt an sondern unterhalten uns über Landwirtschaft und Tierschutz im allgemeinen. Er ist sehr interessiert an meinen Ansichten die nicht so verschieden sind von seinen. Wieder einmal stelle ich fest das es ideal wäre wenn Tierschützer und Landwirte mehr zusammen arbeiten würden. Wir wollen doch alle dasselbe: Mehr Wertschätzung für Lebensmittel vor allem aus tierischer Produktion und angemessene Preise. Es macht mich wie immer sehr traurig wenn die Gruppen so gegeneinander arbeiten anstatt das Gemeinsame zu suchen.

 

Und so findet auch hier eine wertschätzende Unterhaltung statt bei der wir bemerken das unsere Anliegen so verschieden gar nicht sind. Und auch wenn wir in einigen Punkten nicht einer Meinung sind ist das völlig in Ordnung, deshalb kann ich trotzdem den Menschen schätzen der eine andere Meinung vertritt als ich.

Was mir am Hof von Ramona besonders gut gefällt ist das mehrere Generationen hier zusammen leben und arbeiten. Natürlich nicht immer konfliktfrei aber es funktioniert. Auch die Großeltern arbeiten noch mit und der Großvater bringt den Pferden und morgen auch Igor, in der Früh immer eine große Portion frisch geschnittenes Gras, weil die Koppeln nicht so viel hergeben.

 

Am Abend sitzen wir dann alle noch zusammen und plaudern. Igor darf während der Zeit auch auf die Wiesenkoppel neben uns, damit er sich nicht einsam fühlt in seinem Hof. Das genießt er sehr und er stellt sich unter einen Baum, ganz in der Nähe von unserem Tisch und döst vor sich hin.

Wir gehen alle früh schlafen und ich nehme Igor wieder mit mir hinein in den Innenhof, wo ich mein Zelt aufgestellt habe. Ich höre wie Igor zu fressen beginnt, als ich mich ins Zelt lege. Dann schlafe ich auch bald ein.

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