Wanderung Tag 43

Nachdem ich wunderbar geschlafen, einen guten Kaffee getrunken und mir eine Jause für den Tag gemacht habe verabschieden uns von Gianna und gehen los Richtung Inning. Dort gibt es den Übernachtungsplatz von dem ich nicht genau weiß ob er für Igor ideal ist. Es gibt keinen eingezäunten Bereich und möglicherweise auch kein Heu auf der ehemaligen Landwirtschaft. Die Ställe in der Nähe haben mir alle abgesagt weil sie keinen Esel haben wollen. 

 

Trotzdem gehe ich optimistisch voran, immerhin hab ich ja was und wenn es einmal nicht so richtig optimal ist dann kann ich damit auch leben und Igor wahrscheinlich auch. Die Wanderung ist nicht so richtig prickelnd. Der Weg führt zwischen Mais und Weizenfeldern über Hügeln die alle gleich aussehen. Rechts und links sind ein paar Windräder, es staubt und ist nicht besonders reizvoll. Leider muss ich Igor die ganze Zeit führen damit er nicht ständig in den Feldern nascht. Ich bin mir sicher die Bauner in der Umgebung würden das gar nicht lustig finden. Der Weg zieht sich wenn es so eintönig ist und ständig hören wir auch den Lärm der A1 die ganz in der Nähe verläuft. Wir sehen fast keine Menschen unterwegs und ich habe mit Igor ein Abkommen getroffen das gut funktioniert. Er lässt sich ca. 600 m brav führen, dann kann er 5 – 10 Minuten fressen. Er geht auf den Deal ein und so kommen wir langsam aber stetig voran. 

 

Als ich ich ein paar km vom Ziel entfernt bin, gehe ich an einem großen Hof vorbei der außen durch eine prunkvolle Mauer begrenzt ist. Auf den Koppeln sehe ich drei Noriker grasen. Ich bin schwer beeindruckt und denke mir das ich hier gerne übernachten würde. Da mein Ziel nur mehr 3 km entfernt ist, fotografiere ich das Hausnummerschild. Falls es mit der Übernachtung in Inning wirklich nicht klappt, könnte ich zur Not hierher zurückgehen. Sehnsuchtsvoll werfe ich noch einen Blick auf die großen Wiesenkoppeln und die abgetrennten Bereiche die sich gut für Igors und mein Nachtlager eignen würden. Dann gehe ich weiter. Der Hof ist wirklich groß, ich passiere eine kleine Kapelle die scheinbar noch dazu gehört und bin etwas 50 m entfernt als ich hinter mir jemanden rufen höre. Ich drehe mich um und ein älterer Mann steht da, winkt und ruft etwas das ich nicht verstehen kann. Ich drehe mit Igor um und gehe die paar Meter zu ihm zurück.

 

Der Mann begrüßt mich und fragt ob Igor etwas trinken möchte. Gerne nehme ich an und er führt uns in den Hof an dem ich gerade vorbeigegangen bin. Er bietet mir an Igor anzubinden oder in den großen freien Laufstall mit anschließender großer Wiesenkoppel zu bringen. Dann könne ich auch etwas trinken wenn ich wolle und mich ins Stüberl setzen. Bei der Gelegenheit zeigt er mir gleich auch das WC und die verschiedenen Wasseranschlussstellen. Igor bleibt derweil bei mir, anbinden mag ich ihn wie immer nicht. Dann bringt er einen Kübel den er für Igor anfüllt. Das ist ein Zeichen, denke ich mir und frage beherzt ob ich denn vielleicht hier übernachten könne. Ich habe mein Zelt dabei und es würde nicht viel Aufwand machen. 

 

Der Mann, er stellt sich gleich als Franz vor und zeigt sich sichtlich erfreut das es mir gefällt und das ich bleiben möchte.  Ich frage nach einer Wiese aber er zeigt mir nochmals den großen Laufstall mit einem Innen und Außenbereich, einem Heulager wo ich gleich neben Igor schlafen kann und der dazu gehörenden Wiesenkoppel mit Sicht zu den Norikern. Igor drängelt  sich mitsamt seinen Packtaschen an mir vorbei und stellt sich in den kühlen und vor allem Insektenfreien Stall. Seine Wahl ist gefallen und ich freue mir den Haxen aus.

Schnell rufe ich bei dem Ehepaar in Inning an und sage ihnen das ich unterwegs einen Stall für Igor gefunden hätte und sie sich nicht mehr bemühen müssen. Ich bedanke mich nochmals für die Möglichkeit die sie mir gegeben hätten, aber Igor fühle sich einfach in der Nähe von anderen Pferden wohler. 

 

Franz zeigt mir dann den ganzen Hof und vor allem seinen ganzen Stolz, eine erhebliche Anzahl an, zum Teil historischen Kutschen. Die Sammlung ist beeindruckend vor allem die Kutschen die wahrscheinlich um die Jahrhundertwende gebaut und gefahren wurden. Als Historikerin interessiert mich das natürlich ganz besonders. Franz freut sic darüber jemanden gefunden zu haben der sein Interesse teilt. Als er mich dann alleine lässt um mein Lager aufzuschlagen mache ich mich auf die Suche nach weiteren Übernachtungsmöglichkeiten für den morgigen Tag. Es gestaltet sich sehr sehr schwierig. Alle Tipps die mir Margit noch gegeben hat fallen flach. Die Ställe wollen keinen Esel bei ihren Pferden haben. Das ist mir noch nie passiert das mir an einem Tag 5 Ställe absagen, teilweise sogar richtig unfreundlich. Niemand hat einen Tipp für mich wo es Alternativen gibt. Ich bin schon ein bisschen verzweifelt als mir dann doch noch eine Bekannte von Margit einfällt. Ich rufe sie an und auch sie zögert zunächst. Der Stall den sie hat ist nur gepachtet und dort will sie auch keinen Esel haben. Dann fällt ihr aber ein das sie noch einen Hundeabrichteplatz außerhalb des Ortes hat. Dort gibt es zwar kein Wasser oder Sonstiges, aber das könne man organisieren und dort könne ich bleiben sagt sie mir. Ich nehme an, es bleibt mir auch nicht viel anderes übrig. 

 

Als ich für Franz dann noch die Koppel der Noriker abmiste überkommt mich ein großes Glücksgefühl diesen schönen Ort für heute gefunden zu haben. Und aus diesem schönen Gefühl heraus beschließe ich noch einen Versuch zu wagen und google nach Alpaka Hof in der Umgebung in der ich morgen bin. Und tatsächlich scheint ein Hof auf. Ich wähle die Nummer und als Nina, die Besitzerin abhebt frage ich sie um einen Übernachtungsplatz. „Kein Problem“ sagt sie und ich glaube mich verhört zu haben, weil auch der Empfang sehr schlecht ist. „Hast du gesagt, kein Problem?“ frage ich nach. „Klar, sagt Nina, wir haben Platz und du kannst gerne kommen. Das klingt cool was du da machst mit deinem Esel.“ Ich freue mich unglaublich darüber. Das ist doch gleich ein anderes Gefühl wenn man so willkommen geheißen wird. 

 

Schnell rufe ich wieder bei meiner Notunterkunft an und sage ihr das ich etwas anderes gefunden habe. Sie freut sich sehr für mich und so schwinge ich beseelt die Mistgabel und mache die Norikerwiese sauber. Am Nachmittag begegne ich auch den beiden Töchtern von Franz. Eine lebt am Hof, die andere hat einen eigenen Betrieb etwas weiter entfernt. Wir plaudern ein bisschen und ich bemerke wie sich ihre Skepsis mir gegenüber im Laufe des Gesprächs legt. Kein Wunder, plötzlich steht da jemand mit Esel den ihr Vater von der Straße mitgenommen hat, das machte sicher ein komisches Bild für die beiden. Für viele meiner Gastgeber ist es ein Türoffner wenn ich ihnen erzähle das wir selbst einen Hof und eine Gemüsegärtnerei haben. Das schafft Vertrauen ,über das ich mich auch sehr freue. Am Abend bekomme ich auch noch ein großes Stück frisch gebackenen Marillenkuchen vorbeigebracht. Das macht meinen Tag so richtig perfekt. Igor fühlt sich ebenfalls total wohl in den großen Stall, er wechselt immer wieder zwischen dem Innenbereich, wo er Heu frisst und döst und dem Außenbereich auf die Wiese. Mein Zelt steht unmittelbar bei ihm im Stroh und neben mir hat sich ein Hahn zum Schlafen hingelegt. Darüber freue ich mich auch, das fühlt sich ein bisschen wie zu Hause an. 

Am Abend plaudere ich noch mit Franz, der erst vor kurzer Zeit seine Frau verloren hat. Ihr ist auch die Kapelle gewidmet, die ich beim Vorbeigehen gesehen habe. Er erzählt mir das sie ihr Leben lang nur gearbeitet haben und vor kurzem war er auch im Krankenhaus und jetzt möchte er noch leben und etwas davon haben. Das kann ich gut nachvollziehen. 

 

Es war ein aufregender Tag und ich bin so fasziniert wie gut sich alles gefügt hat. Ich schlafe tief und fest ein und freue mich auch schon auf morgen auf die Alpakas. 

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