Wanderung Tag 48

Ich wache bei strahlendem Sonnenschein auf und Igor steht neben mir auf der Wiese. Ich bin noch so vollgefuttert von gestern das ich mir das Frühstück lieber als Jause einpacke und bald losziehe. Heute steht Stift Göttweig auf dem Programm. Das liegt zwar nicht direkt am Weg aber wenn ich schon mal hier bin möchte ich auch raufgehen. Es gibt einen schönen Wanderweg nach oben der zwar steil ist, aber mit dem Esel gut gehen müsste, habe ich mir sagen lassen.

 

Aber zunächst geht es mal durch die Weinberge und es ist wunderschön. Es begegnen mir viele nette Menschen, wir werden freundlich begrüßt und auch die Weinbauern die uns auf ihren Traktoren begegnen sind weit besser gelaunt als ihre Kollegen aus der Milchwirtschaft im Most- und Waldviertel. Na ja, das kann ich in mehrerer Hinsicht gut verstehen. Immer wieder wird mir freundlich zugewunken und die Menschen freuen sich wenn sie Igor sehen. Der Weg ist zugleich auch ein Teil des österreichischen Jakobsweges und ich bin froh auf meinen Berater vor zwei Tagen gehört zu haben. Er hat mir erklärt das der Abschnitt sehr schön ist und das kann ich nur bestätigen. Es ist auch wenig anstrengend zwischen den Weinbergen zu schlendern. Es sind nicht so viele Menschen unterwegs sodass ich Igor auch hier frei laufen lassen kann. Es ist faszinierend zwischen den hohen Lösswänden durchzugehen. Immer wieder berühre ich das bröckelige Material und wundere mich wie in diese Wände Keller gegraben werden können und wie das hält. Aber der Zufall will es das ich einen Weg mit vielen Infotafeln entlang gehe die genau informieren was Löss überhaupt ist, wie das Material beschaffen ist und warum er trotz der bröseligen Struktur so gut hält. 

 

Dann sind wir auch schon am Fuße von Hügel auf dem Stift Göttweig steht. Ich bin zuversichtlich das der Weg mit Igor machbar ist und so machen wir uns an den Anstieg. 

Es geht bald wirklich recht steil bergauf, aber der Weg ist breit genug und mit Bäumen überschattet sodass es nicht zu heiß ist. Gleich im ersten Drittel begegnen wir einem Pensionisten der sich als Franz vorstellt und uns von jetzt an begleitet. Er geht diese Strecke offenbar öfter und geht vor uns schnellen Schrittes den Pfad entlang. Es wird schön langsam felsiger und Igor hat seine Hufschuhe an. Trotzdem meistert der geübte Wanderesel den Pfad ohne Schwierigkeiten. Neben dem Wanderweg führt auch eine Mountainbike Strecke auf den Berg und wieder runter. Die möchte ich nicht gehen weil sie wild aussieht. Aber der Wanderweg bleibt anspruchsvoll und gut machbar. Ich freue mich das Franz uns begleitet und wir plaudern ein bisschen über unsere Reise und er erzählt mir auch das übermorgen ein großes Konzert im Stift stattfindet. Ich erzähle ihm von meinen Bedenken das der Abstieg für Igor mit den Packtaschen zu steil sein könnte und ich runter vom Stift wahrscheinlich die Straße benützen werde. Aber Franz kennt einen Weg der sicherlich auch für Igor nicht zu steil sein wird. Na ja, schauen wir mal denke ich. Jetzt müssen wir erst einmal nach oben kommen. Und dann sind wir auch schon da. Kurz vor Ende des Anstieges begegnen wir auch noch dem Vorsteher des Stifts, Prior Maximilian Krenn in Mountainbike Kluft. Wir wechseln ein paar Worte und er ist natürlich fasziniert von Igor, der wie immer frei hinter uns herläuft. Natürlich weiß ich da noch nicht das es der Stiftsvorstand ist, Franz klärt mich nachher auf.

Dann sind wir oben und es ist recht viel los.

 

Die Aufbauarbeiten für das Konzert von Elina Garanca laufen auf Hochtouren und es sind auch einige Touristen unterwegs. Trotzdem ist jetzt eher Igor die Attraktion. Ich wäre gerne ein bisschen geblieben aber Franz, typisch Pensionist hat wenig Zeit und er will uns unbedingt noch weiterhin, auch bergab begleiten. Ich will ihm das nicht abschlagen und so posieren Igor und ich nur für ein paar Fotos und gehen bald wieder weiter.  Trotzdem bin ich ganz beseelt von dem Anblick des prachtvollen Gebäudes. Ich war ja schon ein paar Mal hier, zum ersten Mal im Zuge einer Exkursion in der Schule und zum letzten Mal mit meinem Gogo Mobil als kleine Raststation auf dem Weg zum Ottensteiner Stausee. Es ist schon ein wunderbares Gefühl mit einem wunderbaren Esel hier an diesem historischen  Ort zu stehen. 

 

Dann geht’s auch schon an den Abstieg. Es ist wieder ein schmaler Weg aber wie Franz versprochen hat nicht allzu steil. Er lässt es sich nicht nehmen und begleitet uns den ganzen Weg hinunter wo er sich dann verabschiedet um rechtzeitig zum Mittagessen zu Hause zu sein. Wir tauschen noch Telefonnummern damit ich ihm die Fotos die ich von ihm zusammen mit Igor gemacht habe, schicken kann.

Dann gehe ich weiter Richtung Krustetten zum Weingut Müllner. Unterwegs lasse ich Igor fressen als ein Auto neben uns stehen bleibt und eine ältere Dame aussteigt. Sie kommt auf uns zu und erklärt mir das sie nicht wiederstehen konnte und einfach stehen bleiben musste als sie Igor sah. Sie lädt und auf ein Getränk in ihren Garten ein der nur ein paar Meter entfernt ist und wo ihr Mann auf sie wartet. Wir sagen zu und folgen dem Auto zu ihrem Zuhause. Igor frisst zufrieden auf der Wiese während sie uns etwas zu trinken bringt und noch einige Äpfel und Karotten einpackt. Immer wieder betont sie welche Freude es ist Igor zu sehen. Ich freue mich das wir dem Ehepaar so eine Freude machen konnten mit unserem Kurzbesuch. Dann gehen wir weiter und sehen an den Weingärten schon immer wieder die Schilder vom Weingut Müllner. Auch kommen wir an vielen Marillengärten vorbei, viele davon eingezäunt. Offenbar wird sehr viel gestohlen, was es notwendig macht die Gärten einzuzäunen. Sehr schade, ohne Zaun würde es schöner aussehen.

 

Und dann kommen wir in Kurstetten an. Der Ziegenstall liegt ein bisschen außerhalb des Ortes wo auch die Produktion der Familie Müllner ist. Große Hallen und davor ein kleiner Marillenhain und das Gehege mit den Zwergziegen. Ich rufe Diana an das ich da bin und sie kommt auf einem Golfwagerl angedüst. Wir bringen Igor ins Ziegengehege und er geht sofort zur Raufe um Heu zu fressen. Den Ziegen gefällt der Eindringling überhaupt nicht. Beleidigt ziehen sie sich hinters Haus zurück. Igor beachtet sie gar nicht sondern frisst in Ruhe sein Heu. Ich nehme für die Ziegen Heu aus der Raufe und platziere es überall im Gehege sodass sie auch fressen können. Mein Zelt baue ich außerhalb unter den Marillenbäumen auf. Es sind echte zertifizierte Wachauer Marillenbäume, erfahre ich und da schmecken sie mir ja gleich noch viel besser. Gleich oberhalb im Weingarten gibt es eine Weingartenhütte mit WC und Waschbecken das ich benutzen kann. Und so verbringe ich den Reste des Nachmittags bei Igor und den Ziegen und futtere unmengen von Marillen. Ich kann nicht genug davon bekommen. Am Abend schaut Diana nochmals bei mir vorbei und erzählt mir vom Weingut, das von drei Familien geführt wird und wie dieser riesige Familienbetrieb funktioniert. Ich bin fasziniert und freue mich auch hier über diese generationonübergreifende, erfolgreiche Arbeit. Es ist wunderschön hier und dieser Abend schließt einen wunderschönen Wandertag ab mit tollen Begegnungen. Von meinem Schlafplatz aus sehe ich auf die andere Seite der Donau Richtung Waldviertel. Man sieht die Berge dort und ich bin richtig stolz darauf das Igor und ich dort überall schon gewesen sind. 

 

Ich mache mir noch ein Abendessen, futtere als Nachspeise noch ein paar Marillen, sage Igor gute Nacht und gehe ins Zelt schlafen. 

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