Heute geht es Richtung Herzogenburg, bzw. einem kleinen Ort am Rand der Stadt. Diesen Übernachtungsplatz hat mir der Tierarzt von Alfred Fessl schon vor einigen Tagen vermittelt. Ebenfalls Tierärztin hat Christina zwei Haflinger und drei Pensionisten-Ponys im eigenen Stall und ich darf mit Igor bei ihr unterkommen. Vorweg hat sie mich schon gefragt ob Igor lieber eine große Koppel mit Unterstand haben möchte oder eine Box. Was für ein Luxus, diese Auswahl zu haben. Auf dem Weg zu ihr muss ich über die Traisen, deshalb habe ich mir die Strecke genau angesehen. Grundsätzlich sind keine Hindernisse zu erwarten, nur ganz am Schluss, so hat mir Christine erzählt, ist eine Fahrradbrücke mit Gitterboden. Da wird mir Igor sicher nicht drüber gehen und so habe ich schon mal nach einer alternativen Route gesucht die ein paar Kilometer länger ist.
In der Früh kommt Diana mit einem Frühstück und einer Tube Zahnpasta für mich. Ich habe nämlich bemerkt das ich meine Zahnputztabletten bei Edith in Mauternbach vergessen habe. Aber Diana kann mir aushelfen obwohl ich die Zahntabletten schon recht praktisch gefunden habe. Zum Frühstück gibt’s wunderbare Marillenmarmelade von Dianas Oma. Dann verabschieden wir uns denn sie muss zur Arbeit und ich mache mich und Igor ebenfalls zum Aufbruch bereit. Die Ziegen freuen sich das der lästige große Eindrigling sie verlässt und sie ihr Revier wieder für sich haben. Als ich gerade weggehen möchte kommt Dianas Mutter Martha auf dem Rad angefahren und freut sich das sie mich und Igor noch erwischt hat bevor wir aufbrechen. Martha ist in meinem Alter und wir sind uns auf Anhieb lymphatisch. Neben Diana hat sie noch weitere 3 Kinder die alle im Betrieb Müllner mitarbeiten. Sie selbst kommt aus Sieghartskirchen, ein Ort den ich noch aus meiner aktiven Reiterinnenzeit gut kenne. Sie begleitet mich noch ein Stück des Weges der auch an ihrem Heurigen vorbeiführt. Dort stellt sie Igor noch einen Teil ihrer Belegschaft und Familie vor und wir machen ein paar Fotos. Und wieder zeigt sich für mich wie schön es ist so viele verschiedene Menschen kennen zu lernen. Es regnet leicht aber Igor und ich nehmen trotzdem beschwingt und gut gelaunt Abschied um weiterzuziehen. Es war wirklich wunderschön hier in der Wachau und ich nehme mir fest vor mit Andi hierher zu kommen und beim Heurigen einzukehren. Ich möchte ihm gerne viele von meinen neuen Bekanntschaften vorstellen und ihm zeigen an welchen schönen Plätzen ich war.
Dann geht es weiter auf dem Jakobsweg. Zuerst noch Weingärten entlang und dann vermehrt über Feldwege. Es ist eine schöne und unanstrengende Wanderung, hätte ich nicht ein paar selbst verschuldete Umwege gemacht. Ich hatte den Display meines Handys nicht ausgeschaltet und so haben sich in meiner Hosentasche ein paar zusätzliche Wanderpunkte auf meine digitale Karte verirrt die mein Navi komplett verwirrten. Bis ich dahinter komme sind wir schon eine zeitlang in die falsche Richtung gewandert.
Als ich durch einen Ort mit einem schönen Schloss und durch dessen Parkanlage gehe senkt Igor, während ich aufs Navi schaue, seinen Kopf über einen großen Blumentrog in dem nur vertrocknete Margariten und Ringelblumen drinnen sind. Es sieht sehr verkümmert aus deshalb lasse ich ihn schnüffel. Auf der andren Straßenseite kommt eine Frau auf dem Fahrrad gefahren, ich winke ihr gut gelaun zu und grüße sie. Sie blickt mich an und das erste was sie, ohne mich zu grüßen sagt, ist. „Frisst der Esel da eh nicht die schönen Blumen?“ Ich schaue auf Igor, ziehe ihm eine vertrocknete Margarite aus dem Maul und zeige sie der Frau. Sie rudert sofort zurück und sagt. „Ich dachte ja nur, es hat so ausgesehen als würde er die Blumen abfressen.“ Ich überlege ob ich etwas erwidern soll und entscheide mich dagegen. Was muss ein Mensch für ein Weltbild haben wenn er einen wunderschönen Esel sieht, daneben eine Frau die einem freundlich zuwinkt und grüßt und man sucht sofort etwas das man kritisieren kann. Eigentlich ist sie arm dran, denn wahrscheinlich nimmt sie in vielen Aspekten ihres Lebens zuerst das vermeintlich Negative wahr und übersieht dabei was das Leben an Schönheit zu bieten hat.
Igor und ich gehen weiter und kommen bald in der Peripherie von Herzogenburg an. Ich sehe am Navi eine vermeintliche Abkürzung und weiche deshalb von der vorgeschlagenen Route ab. Und schon wieder war das eine falsche Entscheidung. Die Abkürzung führt zur Zubringerstraße auf die Autobahn und die ist sehr sehr stark befahren. Also zum zweiten Mal an diesem Tag umdrehen und den Weg zurück. In Herzogenburg kommen wir am Stift vorbei, Igor ist aber hungrig und hat überhaupt keine Lust darauf das ich von ihm ein Foto mache. Dann gehen wir über eine Brücke über die Traisen und dann den schönen Uferweg entlang. Hier kann ich Igor wieder frei lassen und er kann in Ruhe fressen. Es sind kaum Menschen unterwegs, nur ein Spaziergänger mit Hund begegnet mir auf den mindestens 1 km langen Weg. Ich genieße das schlendern neben dem Fluss und Igor die Wiese die rechts und links wächst. Dann sind wir auch schon bei meiner Gastgeberin Christine angelangt. Sie führt uns in den Innehof und Igor bekommt den Freilauf ihrer Haflinger inklusive Unterstand als Übernachtungsplatz zugeteilt. Darauf steht ein kleiner Marillenbaum, zum Glück abgezäunt denn er ist übervoll mit den guten Früchten. Igor fühlt sich sofort wohl, ihm gegenüber sind drei Ponys die neugierig zu ihm herüber schauen. Die beiden Haflinger haben großen Respekt vor Igor, deshalb bleiben sie einmal auf Abstand. Christine fragt mich ob mir Marillen schon zum Hals heraushängen oder ob Marillenknödel zum Abendessen für mich in Ordnung wären. Von Marillen kann ich nie genug haben und Marillenknödel hab ich schon ewig nicht mehr gegessen und so freue ich mich darauf. Sie zeigt mir die Dusche und alles was ich sonst noch brauche, stellt mir ihren Mann vor und es ist ein schöner Nachmittag mit den Beiden. Da sie Tierärztin ist und bestimmt viele Pferdebesitzer in der Gegend kennt, frage ich sie nach einer Übernachtungsmöglichkeit innerhalb der nächsten 15 km, ein Stall in dem ich vielleicht auch wieder einen Pausetag einlegen kann. „Du kannst auch gerne bei uns bleiben für eine weiter Nacht,“ bietet sie mir an. Und da ich das Gefühl habe das es vom Herzen kommt nehme ich gerne an. Auch Igor fühlt sich sichtlich wohl, ihm schmeckt das Heu und das ist für mich immer das wichtigste Kriterium.
Und so verschiebe ich die weitere Quartiersuche auf den nächsten Tag und genieße den Abend mit netten Gesprächen, köstlichen Marillenknödel und die Nacht in Gesellschaft von Igor. Ich freue mich auf den morgigen freien Tag und schlafe glücklich ein.
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