Heute ist zwar die Strecke recht lang, aber entsprechend dem Tullnerfeld sehr flach und deshalb körperlich nicht anspruchsvoll. Es geht weiter über den österreichischen Teil des Jakobsweges der zwischen Feldern durchführt, ein bisschen durch den Wald und dann das letzte Stück sehr lange an einem Damm entlang. Dieser Weg wirkt ein bisschen endlos in seiner Weite und führt komplett gerade aus. Igor ist es egal, der Damm ist gut mit Gras bewachsen sodass er die ganze Zeit am Grasen ist. Dann biegen wir nach einer gefühlten Ewigkeit ab in Richtung Würmla zum Reitbetrieb von Michael Herzog. Als ich mich ankündige schickt er mir gleich eine WhatsApp mit einem Screenshot auf dem Bio Wiesen eingezeichnet sind an denen ich auf meinem Weg vorbeikomme. Er meint das ich Igor dort überall fressen lassen kann. Voll nett ist das und zuvorkommend. Kurz vor unserer Ankunft ist noch ein Gitter in den Boden eingelassen das über den gesamten Weg führt. Igor mag keine Eisengitter und versucht sie meistens zu umgehen. Diesmal klappt das aber nicht weil rechts und links am Ende des Gitters ein Graben ist. Ich mache mir keine Sorgen und gehe voraus. Mein Eselchen hat schon ganz andere Dinge gemeistert. Als ich über meine Schulter zurückschaue untersucht er das Gitter gerade und überlegt wie er vorbeikommen kann. Als er keinen Weg findet springt er drüber. Auch eine Methode. Ich wusste ja das er es schafft.
Dann sind wir bald da und ich sehe das Ortschild „Würmla“. Es kommt mir irgenwie bekannt vor. Wir kommen zum Stall und auch den kenne ich. Zwei Ställe liegen direkt nebeneinander. Den ich als erstes angerufen haben, wo aber der Kurs stattfindet und jener von Michael, in dem ich übernachten werde. Dann fällt es mir ein. Vor ca. 15 Jahren habe ich als Tiersitterin gearbeitet und nicht nur Katzen und Meerschweinchen betreut, sondern auch Pferde wenn deren Besitzer auf Urlaub waren. Damals war der eine Stall noch kein Reitstall sondern ein privates Haus mit ein paar Pferden. Mein Gott, so klein ist die Welt. Und der Stall von Michael Herzog, in dem war ich auch schon mal zu Besuch bei einer damaligen Einstellerin. Michael hat neben dem Einstellbetrieb eine Bio Gemüsegärtnerei. Sie haben sich spezialisiert auf Salat und Radieschen und beliefern den Einzelhandel und Gastro. Er ist sehr jung und ich bin beeindruckt was er da aufgezogen hat. Natürlich haben wir viel Gesprächsstoff über den Gemüsebau. Igor kommt auf eine Wiese direkt neben den anderen Pferden. Ich hole ihm Heu und Wasser, stelle mein Zelt auf und sehe mir den Reitstall an. Immer wieder kommen Menschen zu uns um Igor zu bestaunen und mit mir zu plaudern.
Der Nachmittag und der Abend vergehen schnell. Ich mache mir etwas zu Essen. Diesmal wieder Bulgur mit Trockengemüse. Michael hat mir zwar einen Salat angeboten, aber ohne Marinade schmeckt der mir nicht sehr gut und deshalb habe ich darauf verzichtet. Ich freue mich schon total auf den nächsten Tag an dem ich zu den beiden Schwestern gehen werde. Wir haben noch ein paar WhatsApp ausgetauscht und mir sind selten herzlichere Menschen begegnet. Mit diesen freudigen Aussichten auf den nächsten Tag schlafe ich ein.
Kommentar schreiben