Die Strecke für den heutigen Tag ist nur 5 km lang und führt mich wieder ein Stück des Weges zurück. Da sich im Laufe der Wanderung schon oft herausgestellt hat das der Weg das Ziel ist, nehme ich diesen Routenänderung gerne in Kauf. Es ist nicht die Wanderung, die für mich am Schönsten ist, sondern die Begegnung mit Menschen. Und über Facebook erreichte Andi schon vor einigen Wochen die Nachricht: “Wenn Elisabeth und Igor im Tullnerfeld sind wartet bei uns eine schöne Koppel für Igor, gutes Essen und ein Schwimmteich für Elisabeth.“ Diese Einladung musste ich einfach annehmen. Schon der kurze Weg war voller kleiner Wunder. Zuerst kommen mir zwei Bauern in einem Jägerauto entgegen.
Als sie mich sehen stoppen sie und bewundern Igor, der wieder einmal frei läuft und gemütlich am Wegesrand grast. Wir unterhalten uns eine Weile, dann fällt mir ein das die beiden sicher eine Menge Leute in der Gegend kennen. Ich habe zwar schon eine Übernachtungsmöglichkeit für den nächsten Tag, aber dann, Richtung Wienerwald gibt es noch nichts. Tatsächlich überlegen die beiden nicht lange, schauen sich an und dann sagt einer „Die Vroni bei Steinhäusl, das müsste gut passen.“ Und schon rufen sie Vroni an. Nach einer kurzen Info geben sie mir das Telefon und ich telefoniere mit einer sehr symphytischen Dame die sich sehr freut mich zu beherbergen. Wir lachen viel und sie überlegt wo sie einen Platz für Igor hat, denn derzeit sind zwei Gastpferde bei ihr. Aber dann meint sie, das wir das schon machen werden, ich solle doch einfach kommen. Ich freue mich sehr denn am Vorabend habe ich sehr lange vergeblich in der Gegend nach einem Reitstall gesucht und nichts gefunden obwohl ich wusste das es viele private Pferdebesitzer geben muss. Auf Google Maps konnte ich ganz viele Reitplätze sehen, die aber anscheinend alle privat waren. Ich habe sogar ein paar alte Kontakte aktiviert aus meiner Zeit als ich noch als Tiersitterin unterwegs war. Leider vergeblich, ich habe niemanden erreicht der mir weiterhelfen konnte. Und dann dieses kleine Wunder mit den beiden Bauern. Ich bin wieder einmal erstaunt was sich alles ergibt wenn man das Leben machen lässt. Kurz darauf meldet sich über Facebook noch jemand der mich in der Gegend um Steinhäusl beherbergen könnte. Da ich aber schon bei Vroni zugesagt habe, bleibe ich dabei.
Nach der schönen Begegnung gehe ich weiter und sehe, nachdem ich von der Landstraße in eine Kellergasse abbiege, einen Mann der mit einem Kübel Wasser vor der Tür steht. „Der ist für den Esel, ich habe Euch schon kommen gesehen,“ ruft er mir zu. Wie nett, dann hat er offenbar gleich das Wasser für Igor geholt und gewartet bis wir bei ihm sind. Er erzählt mir das er schon einmal vor Jahren einen Wanderreiter aufgenommen hat der kein Quartier fand. Dann drückt er mir noch drei Tuc Cracker in die Hand, bevor Igor und ich weiter gehen. Ich weiß nicht genau ob die der Cracker für Igor oder für mich gedacht sind. Da ich aber nicht gefrühstückt habe und Igor sich gerade wieder selbst mit Gras versorgt nehme ich mir zwei der Kekse und geben einen Igor. Das finde ich in diesem Fall gerecht. Dann sind wir schnell im Ort wo die beiden Schwestern, Susi und Christine, schon auf Igor und mich warten. Es ist ein riesiges Grundstück und die ganze Familie mit Freunden der Eltern die gerade aus Deutschland zu Besuch sind, begrüßt uns.
Die Eltern führen eine Landwirtschaft, Susi und Christina kümmern sich um die Pferde und haben beide ca. 6 Monate alte Töchter. Igor hat die Wahl zwischen der Wiese auf dem Obstgarten, einer großen Box oder dem Viereck das an den Badeteich grenzt und wo er immer in meiner Nähe sein kann. Wir entscheiden uns, wegen der Hitze das wir Igor den gesamten Stallbereich und das Viereck so absperren das er fast komplett frei herumlaufen kann und die Pferde von Susi und Christina gleich neben ihm sind. Das gefällt meinem Esel und er geht sich gleich einmal ausgiebig aufs Viereck wuzeln bevor er das bereitgestellte Heu in Angriff nimmt. Als Igor gut versorgt ist zeigen sie mir den Badeteich und die dazugehörige Gartenhütte die ein kleines, Häuschen ist mit Küche, Dusche Badezimmer und WC. Weil es sehr heiß ist hüpfe ich gleich einmal in den Teich, die Schwestern holen in der Zwischenzeit die Zutaten für ein gemeinsames Mitttagessen. Ich setze mich erfrischt zu ihnen und sehe beim Kochen zu. Ich bin so glücklich das ich diesen kleinen Umweg genommen habe denn ich fühle mich wie im Urlaub mit Elisabeth Verwöhn Programm. Susi und Christina haben sich richtig Gedanken über meinen Besuch gemacht. Sie haben mir viele vegane Schmankerl eingekauft, nicht nur für das Mittagessen, auch fürs Abendessen und für eine Jause zum mitnehmen.
Es ist ein Wahnsinn und ich fühle mich reich beschenkt. Außerdem verstehe ich mich mit den beiden ausgezeichnet, sie haben interessante Geschichten zu erzählen und ich freue mich vor allem daran das sich zwei Schwestern so gut miteinander verstehen. Der Nachmittag vergeht wie im Flug mit interessanten Gesprächen und habe das Gefühl die beiden schon lange zu kennen. Auch einen Schokomoussekuchen gibt es zum Kaffee von dem ich auch noch zwei Stücke verdrücke obwohl ich eigentlich schon sehr satt bin. Igor steht ganz in unserer Nähe. Seinen Heusack habe ich so platziert das er uns sehen kann. Die anderen Pferde interessieren ihn wenig. Ein paar Stunden später gibt es dann schon wieder Abendessen mit herrlichen Salaten, frischem Gemüse aus dem Garten und noch mehr schönen Gesprächen. Kurz bevor ein Gewitter aufzieht gehe ich zu Igor und lege mich ins Zelt.
Als der Wind heftig zu blasen beginn beschließe ich lieber in den Stall zu gehen und dort direkt bei Igor zu übernachten. Dem gefällt das sehr gut und wie immer stellt er sich zu meinem Zelt, das ich auch im Stall freistehend aufstellen kann, und mampft sein Heu. Perfekter hätte dieser Tag nicht sein können und so schlafe ich trotz dem Sturm der draußen tobt, tief und fest mit vollem Bauch ein.
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