Der Tag beginnt mit einem sensationellen Frühstück mit Susi und Christine am Badeteich. Igor bekommt noch eine Portion Heu damit er gestärkt ist für unseren Weg nach Burgstall. Sie Schwestern begleiten mich noch zu Igor, wir machen Fotos zur Erinnerung an diesen wunderschönen Aufenthalt. Ich fühle mich nach nur wenigen Stunden bei der Familie erholt und als hätte ich einen langen Urlaub gemacht. Heute geht’s nach Burgstall zu Renates Farm. Ich habe Renate vor vielen Jahren kennen gelernt. Damals interessierte ich mich für eine Ausbildung zum Thema Coaching mit Pferden. Nach einigen Recherchen im Internet war ich sehr enttäuscht weil es scheinbar nur wenig seriöse Anbieter gab. Renate war eine Ausnahme und so kontaktierte ich sie um mir ihre Farm und ihre Arbeit einmal anzusehen. Das war vor ca. 8 Jahren. Seitdem begegnen wir uns immer wieder. Wir sind auf Facebook miteinander verbunden und einige Male war ich auch schon bei ihr um einen Kurs mitzumachen. Als ich dann sah das ihre Farm auf meiner Strecke liegt kontaktierte ich sie und fragte ob ich bei ihr mit Igor übernachten könne. Natürlich sagte sie sofort zu. Renate hat neben ihren Pferden auch Eseln, worauf ich mich wieder besonders freute. Ausgestattet mit einer guten Jause gehen Igor und ich los.
Ein Stück geht es wieder dem schon bekannten Damm entlang, dann wird es abwechslungsreicher. Ich hoffe das heute schon ein bisschen Wienerwald dabei ist und ich werde nicht enttäuscht. Ein Großteil der Strecke führt zwar über Felder und Wiesen aber auch ein bisschen durch den Wald. Es ist Sonntag und wir treffen viele Radfahrer und auch einige wenige Wanderer. Igor wird ausgiebig bewundert und nach seiner Herkunft gefragt. Auch heute haben wir es nicht eilig und so nützt Igor die Zeit für ausgedehnte Fresspausen. Am Nachmittag treffen wir bei Renates Farm ein. Es ist ein interessantes Gefühl an einem Ort zu sein den ich schon kenne. Eigentlich hatte ich das bisher nur bei meiner ersten Übernachtung bei Eva, ansonsten war alles bisher unbekannt. Renate und ihr Mann sind gerade unterwegs, aber eine Nachbarin empfängt uns und zeigt uns wo wir übernachten können.
Renate hat den Übungsplatz für uns vorgesehen auf dem auch Bäume stehen an denen sich Igor ausgiebig reibt und kratzt. Immer wieder wird Igor von den Menschen wegen seines Winterfells bedauert und oft auch deswegen für einen alten Esel gehalten. Igors Mutter ist aber eine französische Langhaar Eselin und nur sein Vater hat kurzes schwarzes Fell. Deshalb ist Igors wuscheliges Fell kein Winterpelz sondern einfach sein natürliches Langhaar. Im Winter ist er zwar noch wuscheliger weil er wie alle anderen Esel einen Fellwechsel mit Winter und Sommerfell hat, aber so ganz sind die langen Haare nicht weg. Auf dem Zelt steht auch ein Rundbogenzelt als Regenschutz für die Pferde und Esel. Da für die Nacht starker Regen angesagt ist, baue ich mein Zelt im Zelt auf damit ich geschützt bin. Eine Freundin von Renate, die gerade ihren Garten pflegt, zeigt mir wo ich mich duschen kann und macht mir einen Kaffee. Ich sezte mich damit zu Igor und kraule ihm das Hinterteil. Renates Esel und Pferde kommen immer wieder an den Zaun um Igor anzusehen. Und natürlich sind auch die Esel da und bestaunen ihren großen Kollegen. Dann verlieren sie aber bald das Interesse und gehen zurück auf ihre ausgedehnten Wiesenkoppeln.
Als Renate und ihr Mann von ihrem Ausflug zurück kommen sind Igor und ich schon sehr entspannt und gut erholt von der heutigen Etappe. Ich übernehme natürlich wieder den Stalldienst, was nicht besonders viel Arbeit ist. Nur ausmisten im großen Laufstall und abmisten der Sandflächen. Renates Herde hat es wirklich schon hier. Sie hat eine ähnliche Einstellung zu den Tieren wie ich und Andi. Auch genießt die Anwesenheit und Energie ihrer Tiere, ohne etwas aktiv von ihnen zu wollen. Sie leben in einer Herde auf riesigen Flächen und können deshalb weitgehend selbstbestimmt ihren Tagesablauf gestalten.
Am Abend lege ich mich in mein Zelt um noch zu lesen. Igor stellt sich zu mir und etwas später legt er sich davor. Das ist ein unvergleichlicher Anblick wenn Igor wie ein übergroßes Plüschtier scheinbar vor dem Zelt wacht. Wir sind einfach sehr stark verbunden. Das waren wir vor unserer Wanderung. aber natürlich hat unserer Reise das noch verstärkt. Ich liebe meinen Esel und fühle mich auch von ihm gemocht und als seinesgleichen akzeptiert. Ich wuschle ihm nocheinmal durch das Fell und gehe dann schlafen.
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