Am nächsten Tag wachen wir durch ein heftiges Gewitter auf. Zuhause im eigenen Bett fühlt sich noch immer nicht richtig an. Ich horche in mich hinein, aber ich habe keine Bauchschmerzen und auch kein Schwindelgefühl mehr. Offenbar hab ich es überstanden. Wenn ich so darüber nachdenke, warum das passiert ist habe ich eine einfache Erklärung für mich. Ich habe die letzten Tage meiner Wanderung gar nicht mehr so richtig genossen weil ich schon so sehr nach Hause wollte. Meine Gedanken waren viel mehr in der Zunkunft und wie es zu Hause wieder sein wird als im Hier und Jetzt bei der wunderschönen Reise. Da hat das Universum gesagt: „ Du willst unbedingt nach Hause – hier ist die Abkürzung“. Und schon war ich zu Hause, schneller als mir lieb war.
Andi versorgt die Tiere, ich esse in der Zwischenzeit eine riesige Portion Müsli und als ich auch danach keine Bauchschmerzen habe fahren wir nach Berndorf. Igor begrüßt mich freudig und kommt auf mich zu. Ulli ist auch da und wir plaudern während ich einige Sachen aus meinen und Igors Taschen räume die ich in den letzten Tagen nicht mehr brauchen werde. Da kommt einiges zusammen das ich teilweise auf der ganzen Reise nicht verwendet habe. Aber auch die restlichen Vorräte und das Trockengemüse gebe ich Andi mit. Das werde ich sicher nicht mehr essen. Mit leichterem Gepäck wandern Igor und ich dann los in Richtung Dreistätten zur nächsten Station auf der Reise. Es ist ein wunderschöner Tag. Es ist zwar heiß aber im Wald ist es angenehm und es geht nicht allzu steil bergauf. Ich genieße jeden Schritt und Igor scheinbar auch. Es hat diesen abrupten Stop offenbar wirklich gebraucht damit ich die letzten Tage unseres Abenteuers nun noch so richtig genießen kann. Und das mache ich in vollen Zügen. Zu Mittag esse ich meine Brote und schaue Igor beim Grasen zu. Dann gehen wir weiter und als ich durch Piesting komme ruft mir eine Frau aus einem offene Hoftor ein freundliches „Hallo“ zu und fragt ob Igor und ich Wasser möchten. Ich sage gerne zu und wir gehen in den Innenhof. Während wir plaudern erzählt sie mir von ihrem Sohn, der mit seiner Frau und den Zwillingen im Südburgenland ebenfalls einen Hof hat. In Ollern, mit Isländern, erklärt sie mir weiter. Bei mir klingelt es. Doch nicht etwa Lisa? Mit ihr habe ich die „Schule am Bauernhof“ Ausbildung gemacht und wir sind danach lose in Kontakt geblieben. So klein ist die Welt und ich freue mich über die Begegnung.
Dann gehen wir weiter, überqueren die Bundesstraße und kommen zum letzten Hügel der nach Dreistätten führt. Es ist ein schöner Föhrenwald mit gut gekennzeichneten Wegen und ich lasse Igor wieder frei laufen. Plötzlich spitzt er die Ohren und schaut starr in eine Richtung. Da kommt eine Reiterin auf einem Friesen daher. Sofort nehme ich Igor an den Führstrick, ich habe ja in der Zwischenzeit gelernt wie sehr er Pferde durch einen Esel irritiert und nervös werden. Aber der Friese ist recht ruhig, die beiden überholen uns und wir gehen weiter. Etwas später als wir aus dem Wald herausen sind begegnen wir uns nocheinmal und wir haben denselben Weg, den Reitstall Wöhrer. Da die Reiterin jedoch weit schneller ist als ich mit Igor reitet sie voraus und wir schlendern nach. Kurz vor unserem Ziel überrascht und noch ein heftiger Regenguss. Zum Glück sind wir gerade auf der Höhe einer Rundbogenhalle mit allerlei Geräten drinnen und stellen uns unter bis der ärgste Schwung vorbei ist.
Dann gehen wir weiter und erreichen den Reitstall. Alle Pferde sind in den Boxen und mir wird auch eine angeboten. Ich sage das ich lieber im Freien bin und Claudia zeigt mir die Wiesenpadocks von denen ich mir eines aussuchen und mein Zelt aufschlagen kann. Igor wuzelt sich und ich bringe ihm eine große Portion Heu. Im Laufe des Nachmittages kommen mich viel Einsteller besuchen und fragen nach unserer Reise. Für die meisten ist es kaum vorstellbar wie das mit einem Esel geht, das man fast immer im Freien übernachtet und der Esel so richtig Freude an den Wanderungen hat. Kein Wunder, so ein Pferdeleben in einem klassischen Boxen Einstellbetrieb ist etwas ganz anderes als das freie Leben das alle unsere Tiere am Hof gewohnt sind. Für Igor war die Wanderung in dieser Beziehung ja keine große Umstellung. Er schläft mit seiner Herde bei uns am Hof immer im Freien und wenn es regnet und schneit stellen sie sich unter die Bäume, so wie er es jetzt auch tut. Unsere Tiere haben natürlich auch Unterstände aber die benützen sie nur im Sommer unter Tags als Schutz gegen Insekten. Unsere Pferde und Esel hatten in den 12 Jahren die wir jetzt am Hof-Sonnenweide leben noch nie eine Erkältung, Kolik oder sonst irgendeine Krankheit die bei Boxenhaltung oft auftreten. Sie sind soweit wie möglich selbstbestimmt, nur das Futter müssen wir etwas regulieren da sie sonst alle zu dick werden.
Aber alle freuen sich über den ungewöhnlichen Gast auf den viele Pferde, wie immer, etwas nervös reagieren während mein Esel sie ansieht und nicht versteht was da los ist. Zum Abendessen bekomme ich Brote von meiner Gastgeberin, dann zieht ein Gewitter auf. Igor und ich stellen uns zur Sicherheit in eine Box, ich verbringe die Zeit bei ihm bis der Regen abgeklungen und Blitz und Donner wieder aufgehört haben. Sobald es vorbei ist gehen wir wieder auf unsere Wiesenkoppel. Ich höre wie die Eltern meiner Gastgeberin darüber reden warum ich denn bitte den Esel nicht in der Box lasse. Ich könne doch nicht drausen schlafen. Aber ich lächle nur still in mich hinein und freue mich darauf die Nacht wieder bei meinem Esel verbringen zu dürfen. Es regnet auch nur mehr leicht und die Nacht verläuft ansonsten ruhig. Igor mampf sein Heu neben dem Zelt und ich bin so froh das ich die Reise fortgesetzt habe.
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