Wanderung Tag 62

Heute geht es nach Hause. Zusammen mit Eva und einer ihrer Freundinnen haben wir uns die Strecke angesehen die fast 20 km lang ist. Aber das macht nichts, es geht großteils bergab und die Vorfreude auf zuhause ist groß. Einen Teil des Weges kennen Igor und ich schon, ab Schwarzenbach ist es ein bekannter Weg den wir schon oft gewandert sind. Deshalb weiss ich das es eher unanstrengend wird.

 

Nach dem Frühstück ziehen Igor und ich los in Richtung Heimat. Beschwingt gehe ich voran, angetrieben vom der Sehnsucht nach dem Hof und Andi, Igor latscht langsam hinter mir her. Er hat es überhaupt nicht eilig nach Hause zu kommen und benimmt sich wie an jedem anderen Tag der Wanderung. Er frisst einmal recht und einmal links, bleibt stehen und schaut versonnen in die Ferne und läuft dann wieder motiviert hinter mir her. Es ist wunderschön, besonders der erste Teil der Strecke den wir noch nicht kenne. Hochwolkersdorf  und die Bucklige Welt sind wirklich eine wunderschöne Gegend. Abwechslungsreich mit den Hügeln und dann durch den Wald, an Obstgärten vorbei. Wir begegnen einigen Menschen und plaudern ein bisschen. Dann sind wir auch schon in Schwarzenbach. Leider gibt es da keinen Weg abseits des Ortes und wir müssen mehrere Kilometer über die Straße durch den ganzen Ort der sich sehr in die Länge zieht. Aber auch das ist überstanden und wir befinden uns wieder auf Feldwegen in Richtung Kobersdorf. 

 

Igor kennt die Strecke und weiss das wir bald auf Hof-Sonnenweide sind. Trotzdem wird er kein bisschen schneller.  Wenn ich je eine Bestätigung gebraucht habe das er gerne mit mir wandert dann habe ich sie jetzt.  Jedes Pferd mit dem ich bisher zu tun hatte und auch unsere kleinen Eseln mit denen ich schon oft gewandert bin, wurden am Heimweg schneller. Nicht so Igor. Mehrmals bitte ich ihn etwas schneller zu gehen aber vergeblich. Er schlendert weiterhin langsam und fressend hinter mir her. Als wir endlich das Ortschild „Tschurndorf“ passieren schicke ich Andi ein Foto davon, damit er weiss das wir bald da sind. Jetzt sind es noch ca. 2 km und ich bin am Hof. Die letzte Brücke, die letzte Straßenüberquerung und dann bin ich schon am Radweg der zum Hof führt. Igor geht immer noch keinen Schritt schneller. Am Weg entdecke ich mit Kreide gemalte Herzen die uns die verbleibenden Meter anzeigen. Am Zaun der Ziegen sind Luftballons und Luftschlange angebracht und das Tor zum Eingang ist ebenfalls geschmückt. Andi steht auf einem Holzstoß und filmt unsere Ankunft. Igor wird noch immer nicht schneller sodass ich ihn schließlich am Führstrick anhänge und in den Hof führe. Auch dort lässt er sich die Taschen abnehmen und steht dann abwartend da. Ich nehme ihm an Strick und gehe zusammen mit Andi nach hinten auf die Koppel. Die Herde ist weiter oben auf der Weide. Ich hänge Igor ab, er schaut sich um, schnüffelt ein bisschen und geht dann mit uns den Hügel hinauf. Plötzlich gibt er Gas und galoppiert uns voraus zu den anderen Eseln. Sie beschnüffeln sich und nach fünf Minuten Begrüßung ist die Aufregung auch schon vorbei. Igor beginnt zu fressen und alles ist wie es vorher war. Keine größere Aufregung mehr im Esel und Pferdeland. Igor ist wieder da und gut ist es. Nur als Andi und ich weggehen ruft er mir hinterher. 

 

Meine Gefühle kann ich überhaupt nicht einordnen. Ich freue mich, aber nicht so sehr wie ich es erwartet hätte. Irgendwie bin ich noch nicht ganz da und es wird wohl noch eine Weile dauern bis ich voll angekommen bin. Eigentlich ist es ein bisschen so als wäre ich nie weg gewesen. So wie bei Igor und den Eseln und Pferden. Ein paar Minuten Aufregung und dann ist alles wieder gut. 

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